Die geistige Evolution und die extrazelluläre Vererbung
Kapitel 1.5. des Buchs : Zivilisation als Fortsetzung der Evolution. Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit. ISBN 978-3-00-024701-9
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Der Regelkreis wird durch die Tat geschlossen.
Das Urteil des Richters, des Mediziners oder allgemein des Menschen, also die aus seinem Modell resultierende Entscheidung, ist zunächst „gar nichts“, bleibt Geistiges, wenn nicht eine Handlung, eine Tat, erfolgt. Das Tatergebnis ist die Instanz, die entscheidet, ob eine Hypothese richtig oder falsch ist. Diese Instanz ist wie bei der Evolution genetisch gespeicherter Überlebensmodelle – die Realität, die Wirklichkeit.
Die Realität, die Ausgangpunkt der Wahrnehmung (Rezeption) war und deren Veränderung durch die Tat zum Endpunkt (Aktion) wird, entscheidet darüber, ob das geistige Modell, bzw. die der Aktion zugrunde liegende Theorie, „richtig“ ist oder nicht. Die Wissenschaft nennt dies Verifizierung bzw. Falsifizierung.
Die Natur reagiert unerbittlich. Eine genetisch gespeicherte Handlungstheorie wird gelöscht, wenn der Datenträger, der falsch handelt oder zu langsam reagiert, nämlich das Individuum, vor einer Zeugung von Nachkommen gefressen wird oder verhungert.
Die Philosophie lebender Systeme betrachtet Lebende Systeme der Größenordnung Individuum als Träger genetisch gespeicherter Überlebensmodelle und deren Umwelt als die Instanz, die darüber entscheidet, welches Modell jeweils das erfolgreichere ist.
Der Wissenschaftler muss im Falle einer Falsifizierung seines Modells nicht um sein Überleben fürchten. Seine Theorie, die „Richtigkeit“ seiner Ideen, überprüft er im wissenschaftlichen Experiment. Die Methodik wissenschaftlicher Forschung (Überproduktion und Selektion von Ideen) ist lediglich die Fortsetzung der Evolution mit harmlosen, weil geistigen, Konsequenzen. Lediglich eine Theorie stirbt.
Die wissenschaftlich geistige Vorgehensweise der Menschen eröffnet nun einen neuen Evolutionsschub. Dieser ist Folge davon, dass die Konservierung der Überlebensmodelle nicht nur geistig individuell im Hirn erfolgt, sondern hirnextern bzw. zellextern, eben außerhalb des sterblichen Individuums. Der Mensch speichert seine Modelle zusätzlich auf Papier, auf Festplatten u.a. körperexternen Datenträgern. Diese betreffen natürlich nicht die Konstruktion und die Handlungsanweisungen an die lebenden organischen Zellen und Organe, sondern sie betreffen die körperexternen Organe des Menschen, nämlich seine technischen Produkte.
Diese können nun sofort an die Mitmenschen „vererbt“ werden und nicht erst an eine Kindergeneration, sie sind interindividuell austauschbar.
Das Auto als Prototyp eines derartigen körperexternen Organs, das der Fortbewegung dient, kann beispielsweise auch von mehreren Menschen gleichzeitig benutzt werden. Derartige körperexterne Organe wirken gemeinschaftsfördernd, weil sie vom System höherer Ordnung (der Gemeinschaft) benutzt werden können, wie z.B. die Straßen, die Elektrizitätsnetze, das Internet u.a. Kommunikationsnetze. Diese körperexternen individuellen und gemeinschaftlichen Organe des Menschen und der Menschheit sind das Kennzeichen der Zivilisation. Sie sind kulturübergreifend und unabhängig von Staatsgrenzen, Sprachgrenzen und Glaubensgrenzen, sie sind global.
Die Philosophie lebender Systeme definiert daher:
Der Prozess der Zivilisation besteht in der Schöpfung und Ausbreitung köperexterner Organe durch extrazelluläre Vererbung.
Rudi Zimmerman |