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Die tierischen Energiespeicher
Überschüssige Energie wird zur späteren Verwendung von Tieren in Fett umgewandelt und in Fettzellen gespeichert. Diese sitzen unter der Haut im sogenannten “Unterhautfettgewebe”, wo sie gleichzeitig noch einen Kälteschutz abgeben. So ist es biologisch betrachtet auch beim Menschen.
Die Fettzellen haben natürlich auch ein ganz schönes Gewicht. In der Summe aller Fettzellen kann dies – besonders beim Menschen – ganz gewaltig sein. Und um dieses Gewicht herumzutragen, wird natürlich auch wieder Energie verbraucht. Deshalb rechnet sich das nicht so richtig. Besser wäre ein Energievorrat, den man nicht immer mit sich herumschleppen müsste. Manche Tiere verstecken daher einen gewissen Energievorrat – beispielsweise in Form fetthaltiger Nüsse – in der Erde. Das machen die Eichnörnchen ganz gerne. Wenn sie allerdings zu spät auf die Idee kommen, sich diese Nüsse zu holen, sind vielleicht schon Bäume draus gewachsen. Dann haben sie Pech gehabt. Und der Nussbaum hat Glück gehabt und sich verbreitet. Des einen Glück ist des anderen Pech. Das nennt sich dann Nullsummenspiel.
Die Menschen haben sich nun schon in der Steinzeit dadurch hervorgetan, dass sie sich Energievorräte außerhalb ihres Körpers angelegt haben. Sie waren jedoch schon immer schlauer als die Eichhörnchen und haben ihre körperexternen Energievorräte so gelagert, dass sie nicht keimen konnten – wenn es Nüsse oder andere pflanzliche Energiespeicher waren – oder dass sie nicht verdarben, also nicht mehr genießbar waren, wenn sie später verzehren wollte. Das ging mit Kälte ganz gut, was aber nur im Winter gemacht werden konnte, wenn draußen kalt war. Für den Sommer haben sie sich dann prima Sachen ausgedacht, um Nahrung haltbar zu machen: in Salz eingelegt, gepökelt, geräuchert, oder auch getrocknet, um das Wasser aus der Nahrung zu entfernen.
Das alles machte natürlich nur dann Sinn, wenn man die körpextern gespeicherte Nahrung nicht mit sich herumschleppen musste, wie sein Unterhautfettgewebe. Sonst wärs ja egal, ob man sein Fett mit sich herumträgt oder seine geräucherten Fische.
Sinn macht also diese Haltbarmachung von Energievorräten außerhalb des Körpers nur dann, wenn man nicht mehr groß herumwandert, wenn man also sesshaft wird.
Das Sesshaftwerden und das Haltbarmachen gehört also quasi zusammen wie das Huhn und das Ei. Da weiß man nicht mehr, was als erstes da war, das Aufhören mit dem Herumwandern oder das Haltbarmachen der Nahrung. Jedenfalls hat die Züchtung von Getreide zum Ackerbau auch nur Sinn, wenn man da bleibt, wo das Getreide wächst, und dann brauchen auch die gezüchteten Haustiere, die einem erst mal gut bei der Arbeit helfen können oder Milch und Eier liefern, und die man dann später auch noch essen kann, auch nicht mehr mit einem herumzulaufen und Energie dafür zu verplempern.
Inzwischen ist die Zivilisation, wie man das Anlegen dieser körperexternen Energievorräte auch nennt, ja viel weiter fortgeschritten. Heute in unseren Wohnungen in unseren riesigen Steinhäusern ist das viel besser. Da gab es vor einiger Zeit Speisekammern, in denen dieser Vorrat gelagert wurde, und heute liegt er im Kühlschrank, wo er sich ziemlich lange hält.
Früher, als alles anfing, nannte man das die Steinzeit, weil die Werkzeuge aus Stein waren. Heute sind die Häuser aus Stein und manche aus Beton. Deshalb wird man unsere Jetztzeit später zum Unterschied wohl nicht mehr der "Steinzeit" zurechnen, sondern von "Betonzeit" sprechen. Oder vielleicht von der "Stromzeit", weil unsere Kühlschränke und alles mögliche andere, wie das Licht, der Fernseher, der Computer und die Heizung in unseren Wohnungen, mit Strom funktioniert - selbst wenn die Heizung mit Erdöl gefüttert wird.
Blöd ist nur, dass unser Körper noch gar nichts von unseren Kühlschränken und unseren Elektrizitätswerken - also von unseren körperexternen Energiespeichern - mitbekommen hat
und weiterhin Fettzellen bildet, die wir gar nicht mehr brauchen.
Rudi Zimmerman Gesellschaftsphilosoph Autor |