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Die Post des Körpers
Der bei uns gelbe Postbote, der die Briefe zu Fuß, wie mein Großvater in Ostpreußen, mit dem Fahrrad oder dem Auto zum Empfänger transportiert, ist vergleichbar den Hormonen, die vom Herz durch den Körper gepumpt werden, so dass die Körperflüssigkeit, das Blut und die Lymphe, jede Zelle mit jeder anderen Zelle des lebenden Körpers verbindet.
Der Schreiber diese Mitteilungen in Hormonform oder in Briefform ist das Gehirn des menschlichen Absenders. Die Mitteilung Innerhalb des Körpers an die verschiedenen Zellen werden vom Thalamus-Hypothalamus in Hormonform geschrieben. Der Hypothalamus produziert zunächst die Releasinghormone, die Steuerhormone des Zentralnervensystems, die in der Hypophyse gespeichert werden. Die aus den von den Sinnesorganen und den inneren Rezeptoren zunächst im Thalamus eintreffenden Nachrichten werden dort verarbeitet, bevor die aus ihnen hergestellten Botschaften einerseits über Nervenzellen zur Goßhirnrinde übermittelt werden und andererseits an den Hypothalamus gemeldet werden, damit dieser die erforderlichen Mitteilungen hormonell an die Körperzellen schickt. Die Hormonbotschaften, die dann von den verschiedenen hormonproduzierenden Drüsen aufgeschüttet werden, entalten Befehle, die an verschiedene Organzellen gerichtet sind, damit diese koordiniert tätig werden. Hierfür erhalten diese Befehle bestimmte Schlüssel, die nur in die Schlösser der Zellen hineinpassen, für diese Botschaften bestimmt sind. Der körperinterne "Brief" stellt sich sozusagen selbst zu, er benötigt keinen besonderen Postboten. Allerdings benötigt er zu seinem Transport die Pumpkraft des Herzens und der Blutgefäße und als Träger benötigt er das Körperwasser.
Den Text für die körperexternen Mitmenschen diktiert die Großhirnrinde, die sich Schreiben der Hände des Systems Mensch bemächtigen. Diese schreiben dann optisch erkennbare Botschaften für die Mitmenschen auf, die diese mit ihren Augen lesen und wieder in Nervenimpulse umwandeln, die im Gehirn des Empfängers zunächst in den Thalamus geleitet werden, wo sie einerseits zum Hypothalamus und der Hypophyse des Empfängers weitergeleitet werden, wo dann hormonelle Botschaften generiert werden, die beispielsweise Freude auslösen. Andererseits werden sie vom Thalamus des Empfänders über Nerven zu dessen Großhirn weitergeleitet, wo sie in Worte, also in akustische Erinnerungen übersetzt und verstanden werden.
Neuerdings wird allerdings kein Postbote mehr benötigt. Die aus Buchstaben bestehenden optischen Signale, die Wörter und Sätze, werden inzwischen von einem Computer des Senders in digitale elektrische Impulse umgewandelt und über das sogenannte "Internet" in den Computer des Empfängers geleitet, wo sie in zurückübersetzt werden in Buchstaben, die die Augen des Empfängers an einem Bildschirm lesen können. Dann geht es wieder wie beim Lesen des Briefes weiter, über Nervenimpulse in den Thalamus und so.
Tut mir leid, dass das Beschreiben dieser ganzen hin- und her-Übersetzungen von elektrischen Signalen im Hirn über Muskelsignale der Finger und Arme zur Erzeugung von optischen Zeichen, deren Transport über elektrische Signale oder mit dem Postboten zum Empfänger usw. so lange dauert, obwohl die verschiedenen Übersetzungen in unterschiedliche Zeichensysteme zum Transport auf verschienen Datenträgern in Wirklichkeit ganz schnell geht, aber es ist leider etwas kompliziert. Vielleicht kann diese Informationsübertragung von Mensch A zu Mensch B mal vereinfacht werden. Das wäre nicht nur schön, sondern es würde auch die Fehlermöglichkeiten, die bei diesen ganzen Übersetzungen passieren können, reduzieren.
Rudi Zimmerman Philosoph lebender Systeme Autor |