Was meint der Begriff "Gesellschaftsphilosophie" und was ist demnach ein "Gesellschaftsphilosoph"?
Die Gesellschaftsphilosophie betrachtet menschliche Gesellschaften als Lebende Systeme. Das impliziert, dass eine derartige Gesellschaft als Einheit handelt.
Materie besteht aus Nichtlebenden Systemen, deren unterste Stufe das Atom ist. Nichtlebende Systeme ändern ihren Aufenthaltsort, ihre Bewegung oder ihrer Zusammensetzung nur, wenn eine äußere Kraft auf sie einwirkt. Lebende Systeme haben eine Innenwelt und eine Außenwelt. Lebende Systeme können aktiv nach außen sichtbare Veränderungen vornehmen, ohne dass Kräfte von außen auf sie einwirken. Die Innenwelt und die Außenwelt derartiger Lebender Systeme wird durch eine Grenze verbunden, die in beide Richtungen durchlässig ist. Lebende Systeme haben eine offene Begrenzung.
Lebende Systeme haben Ordnungshöhen verschiedener Stufe.
Der Einzeller hat als kleinste lebende Einheit die Ordnungshöhe Eins.
Der Mehrzeller oder der Vielzeller, zu denen auch der Mensch zählt, setzt sich aus mehreren oder vielen Zellen zusammen – sowie aus nichtlebender Materie – und hat die Ordnungshöhe Zwei. Lebende Systeme der Ordnungshöhe 2 heißen Individuen.
Gesellschaften bestehen aus vielen Individuen sowie aus nichtlebender Materie.
Eine menschliche Gesellschaft ist ein Lebendes System dritter Ordnung.
Nach dieser Definition ist auch eine Pflanzenart oder eine Tierart ein Lebendes System dritter Ordnung.
Der Gesellschaftsphilosoph befasst sich schwerpunktmäßig mit der konkreten menschlichen Gesellschaft und betrachtet diese als Lebendes System dritter Ordnung. Die Regeln der Gesellschaft nützen selbstverständlich der Gesellschaft und nicht jedem Individuum. In vielen Fällen bestehen Konflikte zwischen dem gesellschaftlichen Vorgehen und den Bedürfnissen des Individuums, das sich unter diesen Bedingungen nicht entfalten kann. Der Gesellschaftsphilosoph vertritt in diesem Konflikt die Interessen des Individuums und versucht damit, die Gesellschaft menschlicher zugestalten.
Rudi Zimmerman |