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Der "Brustneid" des Mannes eine Wurzel der Zivilisation
von Rudi Zimmerman
1. Die Wirklichkeit der Gebär- und Ernährungsunfähigkeit des Mannes und der Wunsch, weibliche Fähigkeiten zu besitzen
Sigmund Freud behauptete, Frauen hätten einen Penisneid, dessen Verdrängung zu neurotischer Symptomatik führe. Die neurotischen Symptome von Männern erklärte er als Folge des Wunsches, mit der Mutter Geschlechtsverkehr zu haben und der Drohung des Vaters, ihn zu kastrieren, falls er den Wunsch nicht verdränge. Mit dieser Kastrationsangst erklärte er den psychischen Prozess, der zum sogenannten "Ödipuskomplex" führe. Zu diesen theoretischen Vorstellungen, von denen Freud meinte, sie in seinen Behandlungen bewiesen zu haben, möchte ich gar keine Stellung nehmen. Ich setze dem allerdings eine andere Hypothese entgegen, nämlich die, dass bei Männern allgemein ein Neid auf die biologischen Fähigkeiten des weiblichen Geschlechts besteht. Der Begriff "Gebärneid" wurde bereits verwendet1. Deshalb bezeichne ich diesen Mechanismus als “Brustneid”. Der "Brustneid" geht aus von dem Wunsch hervor, die biologischen Fähigkeiten der Frau ebenfalls zu besitzen: sie kann Menschen hervorbringen und nähren. Sie hat ein Organ, in dem das befruchtete Ei vorgeburtlich heranwächst, den Uterus. Das Kind wird dort behütet und genährt, mit Energie versorgt. Nach der Entbindung vermag sie diesem Kind über ein Jahr (Säuglingszeit) und länger mittels ihrer Brüste die Energie und alle Substanzen zu liefern, die es weiterhin zum Leben und zum Wachstum benötigt. Diese bergende, beschützende und ernährende Funktion der Mutter durch Uterus und Brust ist es, die der Mann bewundert und um die er sie im positiven Sinn beneidet. Die Frau ist in der Lage, die Herstellung eines lebenden Menschen zu gewährleisten und den werdenden Menschen mit der Materie und Energie zu beliefern, die er zu seinem Überleben und zu seinem Wachstum benötigt. Die Zugabe des Mannes, ein haploider Chromosomensatz, wirkt dem gegenüber spärlich und sollte eher Anlass für Minderwertigkeitsgefühle sein. Diese wahrhaft grandiose Leistung der Frau kann der Mann nicht vollbringen. Und die logische Folge dieser biologischen Unfähigkeit des Mannes ist die Bewunderung der Frau und der Neid auf ihre Fähigkeit, ein Kind von der Befruchtung der Eizelle bis zum Ende der Säuglingszeit mit allen Substanzen und mit Energie zu versorgen, die es zum Überleben und zum Wachstum benötigt. Dies ist der Ausgangspunkt des männlichen Brustneids. Die Bewunderung für diese biologische Leistung bringt es nun mit sich, dass der Mann nach Mitteln und Wegen sucht, ein vergleichbare Leistung zu vollbringen.
2. Die positive Verarbeitung des Brustneids, die Entwicklung von Zivilisation
2.1. Der Beginn der Zivilisation
Am Beginn der Zivilisation stand die Viehzucht. Es wurden Ziegen, Schafe und Kühe gezüchtet, vor allem weibliche Tiere, die Milch geben. Diese Milch konnte nun der Mann benutzen, um selbst die Ernährung des Kleinkinds zu übernehmen (ab etwa 1 Jahr). Damit kann auch der Mann die Position der Mutter einnehmen. Der Nuckel zur Ernährung des Säuglings (bis 1 Jahr) wurde erst im Mittelalter erfunden und in der Zeit der ersten industriellen Revolution weiterentwickelt und massenhaft eingesetzt. Damit konnte die Frau nun bereits kurz nach der Entbindung als Fabrikarbeiterin eingesetzt werden, weil der Mann (oder ältere Geschwister) dem Säugling die Milch mittels Flasche und Nuckel geben konnten. Ein weitaus bedeutendere Erfindung war die der Gefäße in der Jungsteinzeit (etwa 8000 Jahre vor Christi Geburt). Das Gefäß, eine Nachbildung des Uterus, war die Voraussetzung dafür, dass Milch aufbewahrt werden konnte - und natürlich auch andere Energiespeicher, wie Getreide. Das Gefäß, die Tasse, der Sack, alles Variationen des “heiligen Gral”, waren nicht nur eine Nachbildung dieses weiblichen Organs, sondern auch ein erstes körperexternes Organ im Sinne der Philosophie lebender Systeme. Die Bedeutung dieser Erfindung wurde kürzlich auch von Jeremy Rifkin gewürdigt (Rifkin, J.: Die empathische Zivilisation. Campus Verlag. ISBN 978-3-593-38512-9, Seite 136).
Diese geniale Erfindung des Aufbewahrungsgefäßes nach dem Vorbild des Uterus hat zusammen mit anderen die Zivilisation begründet.
2.2. Die Wissenschaft
Da der Mann biologisch auf das Konkurrieren programmiert ist, nämlich das Wetteifern mit den Konkurrenten um die Gunst des Weibes, versucht er auch diesen Mangel der Gebärunfähigkeit dadurch auszugleichen, dass er etwas hervorbringt, das mit dem Kind vergleichbar ist. Anstelle eines Kindes gebiert er Ideen und Theorien, und setzt diese in technische Produkte um, die seine natürlichen Fähigkeiten verbessern. Anstatt Kinder zu erschaffen, gebiert er Ideen. Bisher hat er auf diese Weise einerseits seine Wahrnehmungsorgane durch die Erfindung von Fernrohr, Mikroskop, Fernsehapparat und anderen Produkten verbessert und andererseits die Funktion seiner Effektoren (Arme und Beine) mittels Speer, Gewehr, Auto u.a. erweitert, derzeit ist er sogar dabei, einen körperexternen Uterus zu entwickeln, indem er künstliche Befruchtungen herbeiführt. Könnte er eine befruchtete weibliche Eizelle in einem nichtmenschlichen Organismus, eventuell sogar in einem nichtlebenden Apparat, zu einem Menschen heranwachsen lassen, hätte sein Streben das eigentliche Ziel erreicht. Da es genügend lebende Frauen gibt, wäre dies allerdings ein sinnloses Unterfangen. Das Konkurrenzstreben mit dem Ziel, eine vergleichbare künstliche Leistung zur biologischen Leistung der Frau hervorzubringen, hat allerdings zur Entwicklung eines zivilisatorischen Prozesses geführt. Dieser Prozess der Zivilisation wäre somit eine Sublimation (Freud) des Uterus- und Brustneides des Mannes, so dass die aus dieser Motivation, nämlich der Kompensation des Mangels von Uterus und Brust, hervorgebrachten wissenschaftlichen und technischen Leistungen des Mannes als einen Teil des von mir postulierten “Brustneids” (vielleicht besser “Mutterkomplex”) betrachte. Es geht um die Schöpung von etwas Neuem. Während die Frau das neue menschliche Wesen hervorbringt, bringt der Mann geistige Kinder, seine Ideen, hervor, bringt sie zur technischen Reife und schöpft somit aus der vorgefundenen Materie neue Produkte, die im Endeffekt die technische Zivilisation kennzeichnen.
2.3. Die Kunst
Der zweite große Bereich, bei dem es um das gleiche Konkurrenzverhalten geht, ist die Hervorbringung von Kunst. Alle Kunstprodukte können als kompensatorisch geschaffene Kinder angesehen werden, die nicht eine Sublimation des Sexualtriebes darstellen (wie Freud meint), sondern eine Sublimation des Wunsches, es der Frau im Produzieren und Ernähren von Kindern gleich tun zu können.
2.4. Die Arbeit
Nun haben wohl eher wenige Menschen eine wissenschaftliche oder künstlerische Begabung, so dass sich fragt, wie der handwerklich begabte Mann mit seinem Uterus- und Brustneid umgeht bzw. wie er den Wunsch befriedigt, es der Frau gleich zu tun. Der durchschnittlich intellektuell begabte und handwerklich begabte Mensch konkurriert offensichtlich weniger mit der Gebärfunktion der Frau, sondern mehr mit deren Ernährerfunktion. Angefangen vom Ackerbau und der Viehzucht, bis hin zur modernen Arbeitswelt, in der der Mann einer Berufsausübung nachgeht und damit Geld und den Kauf von Lebensmitteln erwirbt, handelt es sich bei diesem Verhalten darum, dem Nachwuchs das zu geben, was die Frau dem Kind mittels ihrer Brust zu geben vermag. Auch diesen Bereich der Arbeitskultur kann als eine Kompensation des Mangels aufgefasst werden, nicht über eine milchgebende Brust zu verfügen. So gehört zur normalen Verarbeitung des männlichen Mutterkomplexes nicht nur die wissenschaftliche und technische Leistung des Mannes, sondern auch seine Arbeitsleistung allgemein. Für die Milch, die die Frau auf natürliche Weise produziert, muss der Mann arbeiten gehen und Geld verdienen, damit er sie kaufen und dem Kind auf diese Weise geben kann. In einem kleinen Clip bei Youtube habe ich dies als das Brutpflegeverhalten des Mannes beschrieben. Denn es handelt sich um ein angeborenes instinktives Verhalten, dem die Frau biologisch und der Mann durch Arbeit genüge tut. Auf seine Weise nimmt der menschliche Mann in dieser extremen Form an der Brutpflege, einem instinktgesteuertem Verhalten des Tierreichs, teil. Die Beschreibung dieser positiven Verarbeitung des Brustneids muss aber durch die Beschreibung der negativen Verarbeitung ergänzt werden.
3. Die negative Verarbeitung des Brustneids
3.1. Abwehr, Verdrängung, Reaktionsbildung
In vielen Fällen wird der Wunsch des Mannes, es der Frau gleich tun zu können, verdrängt. Derartige Männer können es nicht ertragen, der Frau unterlegen zu sein, es kränkt sie zu sehr, keine Kinder bekommen und ihnen die Brust geben zu können, es mindert ihre Selbstachtung zu sehr, sich diesen Mangel einzugestehen, ihr Selbstwertgefühl würde leiden, wenn ihnen eine derartige Unfähigkeit bewusst werden würde, so dass sie ihre Bewunderung für die Frau und diesen Wunsch, es der Frau gleich tun zu können, von der Bewusstwerdung fern halten müssen. Bewunderung, Wunsch und Neid werden verdrängt und der Bewusstwerdung dieses Verdrängten wird ein Widerstand entgengesetzt. Diesen Vorgang können wir am besten am Erfinder der Psychoanalyse der hier verwendeten Begrifflichkeit selber beobachten. Offensichtlich hat auch Freud selber an einem Brustneid gelitten. Wird nämlich etwas verdrängt, so entfaltet dieses Verdrängte im Unbewussten Kräfte, die zu Auffälligkeiten führen. Freud hat - wie sehr viele seiner Geschlechtsgenossen – diesen Neid auf die Fähigkeit der Frau abgewehrt. Er hat ihn ins Unbewusste verdrängt und zur Aufrechterhaltung dieser Verdrängung die Theorie des Penisneides entwickelt, die die tatsächlichen Verhältnisse umkehren soll (Betonung des Gegenteils). Der Bewusstwerdung dieses Neides hat er einen Widerstand entgegen gesetzt. Die Theorien des Penisneides und des Ödipuskomplexes erfüllen diese Aufgabe des Widerstands gegen die Bewusstwerdung des Uterus- und Brustneides. Der kleine Junge begehrt die Mutter nicht sexuell, wie Freud in seiner Ödipustheorie vermutet, sondern er bewundert die Mutter wegen deren biologischen Fähigkeiten. Und diese Bewunderung jedes (egal, ob männlichen oder weiblichen) Kindes für seine Mutter ist es, die den Vater und allgemein den Mann veranlasst, etwas zu tun, damit auch er selbst bewundert wird. Der Wunsch, ebenfalls bewundert zu werden, ist daher normalerweise liiert mit dem Neid auf diese weibliche Fähigkeit. Leider ist andererseits die Verdrängung des Gebärneids, wie manche diesen Uterus- und Brustneid bezeichnet haben (siehe unten), kombiniert mit der Abwehr dieses Wunsches nach Bewunderung. Psychodynamisch sehen wir also Abwehr von Neidgefühlen und des Wunsches, ebensolche Fähigkeiten zu besitzen wie das beneidete Geschlecht, sowie eine kompensatorische Theoriebildung, in der das Gegenteil behauptet wird (eine Ideologisierung) und kompensatorische Bemühungen, selbst bewundert zu werden. Die Erfindung des “Penisneides” der Frau kann als Betonung des Gegenteils interpretiert werden, also als ein Abwehrmechanismus, deren Entdeckung Freuds Tochter Anna zugeschrieben wird. Ein weiterer Abwehrmechanismus besteht in der Ideologiebildung. Diesen Abwehrmechanismus hat Alfred Adler in seiner Theorie des Minderwertigkeitskomplexes genauer beschrieben. Es handelt sich ja um eine biologisch begründete Organminderwertigkeit des Mannes. Indem er diese Minderwertigkeit zu etwas Großartigem erhebt und ein ganzes Ideengebäude entwickelt, wie das des Penisneides der Frau und des Ödipuskomplexes des Mannes, das geeignet ist, zu Überlegenheitsgefühlen des Vaters zu führen, kompensiert der betreffende – hier z.B. Freud -, nicht nur seine Organminderwertigkeit, sondern bastelt sich künstlich eine Überlegenheitstheorie, die sein Selbstwertgefühl steigert. Freud hat also nach dieser Deutung eine Schwäche mit Hilfe einer Theorie zu etwas Positivem umdeutet, und andererseits tatsächlich ein grandiose Leistungen vollbracht, um ebenso wie die bewunderte Frau in den Genuss von Anerkennung zu kommen. Die Anerkennung, die seine Theorie gefunden hat, kommt nun allerdings von den Männern, die wie er ihre biologische Unfähigkeit zum Gebären und Ernähren eines Kindes abwehren und dankbar die Theorie aufgreifen, dass sie selbst vom Kind bewundert und gefürchtet und vom weiblichen Geschlecht beneidet werden. Damit stabilisieren sie ihr angegriffenes Selbstwertgefühl.
3.2. Symptombildung
Die heutigen Männer, die diese Realität Brustneids verdrängen, können nun allerdings auch neurotische Symptome entwickeln. Zunächst entwickeln sie aufgrund der Versagungsgefühle und Versagensgefühle depressive Symptome. Sie schikanieren Frauen, boykottieren deren berufliche Erfolge, zahlen diesen weniger Geld für die gleiche Leistung, verweigern ihnen die Anerkennung. Diese Methode ist sehr beliebt und auch sehr erfolgreich, weil sie zur Stabilisierung des eigenen Selbstwertgefühls auf Kosten des Selbstwertgefühls der Frauen führt, also zu einer Verlagerung des Leidensdrucks. Der Leidensdruck wird vom biologisch benachteiligten und leidenden Mann auf das starke weibliche Geschlecht verlagert, so dass kein subjektives Krankheitsgefühl mehr vorhanden ist. Bisweilen versuchen derartige Männer auch, durch Anwendung körperlicher Gewalt zu zeigen, dass sie dem weiblichen Geschlecht überlegen sind. Ein derartiges Verhalten könnte zwanglos als fehlgeleitetes Imponier- und Balzverhalten gedeutet werden. Auch dies habe ich in einem kleinen Clip bei Youtube erläutert. Diese Methode führt auch zur Solidarisierung der Schwachen, die sich nunmehr in der Gruppe, im Kollektiv, stark fühlen. Bisweilen wird die Überlegenheitsideologie religiös verfestigt und die Minderwertigkeit der Frau als Gottes Wille dargestellt. Bisweilen konsumieren Männer Alkohol oder Drogen, Um den Gedanken an ihre Organminderwertigkeit zu vergessen oder deren Bewusstwerdung zu vermeiden. Das kann zu Mittelabhängigkeit führen. Eine Abwehroperation (ein Mechanismus zur Abwehr dieses Neids) besteht in der Herabsetzung und Herabwürdigung des weiblichen Gechlechts – dies wäre die Freud`sche Methode. Man könnte auch sagen, der eigene Mangel wird auf die Frau projiziert und mit der Kleinheit ihrer Klitoris begründet (Rationalisierung). Dies leitet zu einer speziellen Form der kollektiven Verleugnung der Realität über.
4. Die kollektive Realitätsverleugnung
Freuds Nachfolger bilden eine Gemeinschaft von Ärzten und Psychologen, die gemeinsam die Wirklichkeit durch ihre theoretischen Vorstellungen verdrehen und die Verleugnung der Realität ihres Brustneides mit Hilfe einer ideologisierenden Theorie betreiben, also ihren Mutterkomplex krankhaft verarbeiten. Sie finden darüber hinaus noch Anhänger, die sich von ihnen mit Hilfe dieser Theorie behandeln lassen und Anhänger, die sie dafür auch noch aus Mitteln der Krankenkasse bezahlen. In Wahrheit wird hier nicht eine Krankheit behandelt, sondern eine kollektive Verdrängung der Realität wird von den Zahlern der Krankenkassenbeiträge finanziell unterstützt und eine krankmachende Realitätsverdrängung als Gesundheitszustand umdefiniert. Denn Gesundheit ist gekennzeichnet durch Anerkennung der Realität, während eine Verdrängung oder Verleugnung der Realität zu seelischer Krankheit führt.
5. Zusammenfassung: Die Anerkennung der Realität durch den gesunden Durchschnittsmann
Dem durchschnittlichen seelisch gesunden Mann ist zwar nicht unbedingt bewusst, dass er die Frauen wegen ihrer biologischen Leistungsfähigkeit bewundert (er begehrt sie vielmehr, weil sie Reize haben, die bei ihm sexuelle Begehrlichkeit auslösen), aber er wehrt seinen Neid auf die Gebärfähigkeit und Ernährungsfähigkeit der weiblichen Menschen nicht mittels Ideologiebildung ab, sondern ist bestrebt, ebenso erfolgreich zu werden, ebensolche Fähigkeiten zu entwickeln. Ich habe dies bei der Beschreibung des Mutterkomplexes erläutert. Er konkurriert also mit dem weiblichen Geschlecht, indem er das, was dem weiblichen Geschlecht von Natur gegeben ist, ebenfalls zu erreichen sucht. Dafür muss der Mann nun allerdings hart arbeiten. Was der Frau naturgegeben ist, muss der Mann durch Arbeit erwerben. Die Funktion der Brust wird hierbei zivilisatorisch durch Erfindung der Viehzucht, aktuell durch Gelderwerb und Kauf von Milch und anderen Nahrungsmitteln, die der Mensch benötigt, ersetzt. Diese Männer können also einen Teilerfolg verbuchen. Sie ersetzen die Milchproduktion der weiblichen Brust durch Arbeit und Kauf von Energie und Materie, die zum Lebenserhalt und zum Wachstum erforderlich ist. Der andere Weg besteht darin, das reale materielle Kind durch ein geistiges Kind zu ersetzen und Ideen zu gebären. Dies ist der intellektuelle Weg, der Weg der Wissenschaftler, der Ingenieure und der produktiv Tätigen, der Unternehmer und der Weg der Künstler. Ein Wissenschaftler kann einen geistigen Keim legen oder sogar eine Theorie entwickeln, die für ihn den Ersatz für ein materielles Kind darstellt. Der Ingenieur konstruiert daraus ein neues Produkt, also sogar ein materielles (allerdings nichtlebendes) Kind, das der Unternehmer produziert und verkauft. Als Kompensation ihres Neides auf die Gebärfähigkeit der Frau entwickeln Männer also Erfindungen, Werkzeuge, Maschinen und Industrieprodukte, die Kennzeichen der Zivilisation sind. Die Zivilisation hat also im Mutterkomplex eine weitere Wurzel2. Diese beiden Wege stellen die psychisch gesunde Reaktion des Mannes auf seine Gebärunfähigkeit und Ernährungsunfähigkeit dar und haben einen Beitrag zur Entwicklung der Industrieprodukte und zur Zivilisation geleistet.
Rudi Zimmerman
1) Benz, A. (1984): Der Gebärneid der Männer. Psyche 38: 307-328. Oder Dr. phil. Waltraud Dumont du Voitel: Männlicher Gebärneid und weibliche Macht, in: Völger, G. (Hg.): Sie und Er. Frauenmacht und Männerherrschaft im Kulturvergleich, Bd. 1. Köln, S. 159-164 "Uterusneid" wurde nach meiner Kenntnis in meinem Sinn u.a. vom Computerpionier Joseph Weizenbaum benutzt Der Psychoanalytiker Felix Boehm benutzte schon 1930 den Begriff "Weiblichkeitskomplex" 2) Zimmerman, Rudi (2008): Zivilisation als Fortsetzung der Evolution. In diesem Buch schildere ich die Vermeidung des Brudermords (im Tierreich die “Beißhemmung”) in Hungerzeiten als eine andere (die erste) Wurzel der Zivilisation. Auch in meinem Aufsatz “Die normale Schuldreaktion” erläutere ich dies. In meinem Vortrag “Abfallverwertung als Beginn der Zivilisation” schildere ich eine weitere Wurzel der Zivilisation.
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